In den 80er Jahren wurde der Cluberê erbaut, ein Jugendzentrum, das bis heute der zentrale Anlaufpunkt für alle Kinder und Jugendlichen in der Favela Novos Alagados ist. Und das nicht nur, weil es dort ein ordentliches Mittagessen gibt.
Der Cluberê steht den Jugendlichen für Sport, Tanz, Musik- Capoeira- und Computer-Unterricht zur Verfügung. Es gibt eine durchgehende pädagogische Betreuung, neben den genannten Kursen ist der Nachhilfeunterricht sehr wichtig. All diese Angebote bieten den Jugendlichen Möglichkeiten für eine sinnvolle und kreative Beschäftigung. Hierdurch wird ein äußerst wichtiger Beitrag geleistet, um sie vor dem Abrutschen in Kriminalität, Drogenkonsum und Prostitution zu bewahren.
Während der Pandemie konnten auch die letzten Renovierungsarbeiten abgeschlossen werden. Jetzt sind alle Räume wieder nutzbar, die Küche ist neu ausgestattet und der Sportplatz mit Kunstrasen ausgestattet. Das Interesse der Jugendlichen hat deutlich zugenommen, zurzeit nutzen weit über 200 Jugendliche den Cluberê.
Die Silbe "erê" kommt aus der afrikanischen Sprache Yoruba, die in einigen Ländern an der Ostküste Afrikas gesprochen wird, und bedeutet soviel wie "spielen". Der Name ist kein Zufall, sondern wurde ganz gezielt gewählt, denn Salvador ist wie keine andere Stadt der Welt mit der Geschichte und dem Schicksal der Sklaven aus Afrika verbunden.
Die Idee zur Gründung des Cluberê geht auf Vera Lararotto zurück. Sie und ihr verstorbener Mann Antonio haben die Geschichte des Vereins Primeiro de Maio und damit die der Favela Novos Alagados entscheidend mit geprägt. Vera wurde vielfach ausgezeichnet und hat für ihre pädagogische Arbeit in der Favela sehr viele Preise bekommen, unter anderem im Jahre 2008 den "Prêmio ODM do Brasil", den Milleniumspreis für Entwicklung. Heute ist Vera 85 Jahre alt, aber immernoch regelmäßig vor Ort und sie nimmt an fast allen Versammlungen teil.
Die Brasilien-Cooperative unterstützt den Cluberê seit 2011 und förderte zunächst den Unterricht und die Freizeitprogramme. Dabei war von Anfang an klar, dass ein langfristiges Konzept zur Finanzierung aller sozialen Aktivitäten gefunden werden musste. Und genau hier kam uns unsere Erfahrung der Aufbauarbeit von Emaús Amor e Justiça in den 90er Jahren in Fortaleza zugute. Schon beim ersten Projektbesuch in Novos Alagados entstand die Idee, in der Favela eine Recyclingarbeit aufzubauen. Dies war die Geburtsstunde von Emaús Novos Alagados als Trägerverein für den Cluberê und die anderen sozialen Einrichtungen.
Das Gebäude des Cluberê ist 40 Jahre alt und konnte aufgrund fehlender Mittel nie richtig renoviert werden. Das haben wir in den letzten zwei Jahren nachgeholt: das Dach wurde erneuert und taubendicht gemacht, elektrische Leitungen neu verlegt, Fenster und Türen repariert, ein Geländer im Obergeschoss angebracht und vieles andere mehr. Bei den Malerarbeiten haben Freunde von uns geholfen, wodurch zwei Aspekte erwähnenswert sind: zum einen mussten wir nur die Farbe und einen professionellen Maler bezahlen. Zum anderen konnten wir für diese Arbeit junge Menschen aus der Mittelschicht sensibilisieren, die zum Teil noch nie in einer Favela waren.
Und nachdem nun der gesamte Cluberê frisch renoviert ist, kann auch das bereits begonnene Ausbildungsprojekt in adäquaten Räumlichkeiten stattfinden. Dieses Projekt hatten wir im Jahr 2015/2016 gemeinsam mit dem LAZ begonnen. Durch BMZ-Mittel (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) gefördert konnte Emaús zunächst die Werkstätten ausbauen, einen Kleintransporter anschaffen und schließlich mit der Ausbildung von Jugendlichen beginnen. Der praktische Teil findet in den Werkstätten von Emaús statt, der theoretische Teil jetzt in den renovierten Räumen des Cluberê.