Brasilien-Cooperative-Haltern e.V.
Brasilien-Cooperative-Haltern e.V.

Willkommen auf der website der Brasilien-Cooperative

Projektbesuch von Bernd Kemper in Fortaleza bei Bernardo Rosemeyer, 7.1.2025

 

In 2024 hat der Verein O Pequeno Nazareno (OPN) an einer Ausschreibung eines großen brasilianischen Konzerns teilgenommen. Ausschreibungen sind eine in Brasilien ganz übliche Form der Finanzierung von nicht staatlichen Projekten. Bernardo und sein Team hatten vor einigen Jahren schon einmal das Glück. Mit dem neuen Vertrag ist die Finanzierung seiner Arbeit für weitere drei Jahre gesichert. Bedingung war, dass die soziale Arbeit in den Elendsvierteln auf 7 weitere Städte ausgedehnt werden muss. Keine leichte Aufgabe, denn in jeder dieser Städte müssen 2-3 neue Leute eingestellt werden. Aber der Verein ist dank der Nationalen Kampagne einer der am besten vernetzten Vereine in ganz Südamerika und dürfte keine Probleme haben, genügend der richtigen Leute für diese Arbeit zu finden. Schon Mitte dieses Jahres wird der OPN weit über 100 Pädagogen, Psychologen und Sozialarbeiter im Einsatz haben.

 

Gemeinsam mit Bernardo und seiner Mitarbeiterin Flaviana haben wir zunächst die Landbesetzung „Lagoa Urubú“ besucht. Landbesetzungen finden dort statt, wo ein Stück Land nicht genutzt wird. Es entstehen oft über Nacht kleinere Siedlungen aus einfachen Baracken, in denen die Zugezogenen hausen. Nicht immer können die Menschen dort bleiben, sehr häufig werden diese Besetzungen mit Planierraupen platt gemacht und sie stehen wieder ohne ein Dach über dem Kopf dar. Wenn sie ein Jahr lang nicht vertrieben werden, haben sie gewisse Rechte und der willkürlichen Vertreibung sind Grenzen gesetzt; auch in diesen Prozessen steht der OPN den Menschen bei.  

Die Besetzung am Lagoa Urubú gibt es erst seit kurzer Zeit. Die Hütten sind noch sehr wackelig und nicht regendicht. Hier gibt es keine Kanalisation, keine Abflüsse und kein fließendes Wasser. Die Menschen leben immer in der Angst, dass ihnen durch eine Räumung im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Der OPN hilft zunächst mit einfachen Baumaterialien (Holz, Wellblech, etc.), um die Hütten zu befestigen und regendicht zu machen. Sehr häufig haben die Menschen keine gültigen Dokumente. Ohne diese Dokumente können sie und ihre Familien nicht an staatlichen Hilfsprogrammen teilnehmen. Es werden Medikamente benötigt, Fahrten zum Krankenhaus organisiert und vieles andere mehr. Es sind Sofortmaßnahmen für bedürftige Familien, die der OPN als Erstes organisiert. Parallel dazu wird geschaut, welche Kinder und Jugendlichen eine Kita oder einen Platz in der Schule benötigen. Bei allem, was mit öffentlichen Behörden zu tun hat (wie bspw. eine Einschulung), ist Hilfestellung sehr wichtig. Es fehlt zum einen am notwendigen Selbstbewusstsein, um auf Behörden zuzugehen. Zum anderen haben sie schlicht und ergreifend keine Zeit, sich um all diese Dinge zu kümmern, denn ihre Familien müssen ernährt werden. 

Nachmittags haben wir eine weitere Landbesetzung besucht, die es schon etwas länger gibt. Sie hat den Namen "Vicente Pinzón“ und liegt zwischen dem Hafen und dem Strand Praia Futuro. Hier ist der OPN schon seit mehreren Jahren tätig. Sein Ausbildungsprogramm ist bekannt und die Kinder vieler Familien haben schon daran teilgenommen. Mit der Ausbildung hat Bernardo bereits vor über 10 Jahren begonnen. Jedes Jahr bekommen 250 junge Menschen die Chance, sich durch berufsnahe Kurse auf ein späteres Arbeitsleben vorzubereiten. Viele kommen aus schwierigen Familien-verhältnissen und was für andere normal ist, müssen sie mühsam erlernen und trainieren. Hierfür stehen ihnen die Mitarbeiter des OPN zur Verfügung. Die Schulabgänger werden weiterhin für ein Jahr in den Firmen betreut und professionell begleitet. Dank dieser sehr intensiven Betreuung liegt die Abbrecherquote bei unter 5%, das heißt 95% der Jugendlichen nutzen ihre Chance und schaffen den Absprung in ein geordnetes Leben, gründen Familien und können mit ihren Kindern ein Leben unter ganz anderen Bedingungen führen. 

Erwähnen muss man leider auch die in allen Favelas präsenten Drogenkartelle, ohne die nichts läuft. Der OPN stellt ihre Macht nicht in Frage, ansonsten wäre die Arbeit so nicht möglich. Wenn man sich diese Dimension einer Parallelgesellschaft vor Augen führt, können all die Mühen geradezu sinnlos erscheinen. Aber was wären die Alternativen? Was würde aus diesen Kindern, wenn sie diese Chance nicht bekämen? Viele würden in den kriminellen Strukturen der Favela ihre Zukunft finden, der Teufelskreislauf bliebe in Gang. Es ist ohne Frage ein klassisches Staatsversagen. Umso wichtiger, dass es Menschen wie Bernardo und sein Team OPN gibt, die in die Bresche springen und sich hier engagieren. 

Bildergalerie:

Projektbesuch bei Schwester Aurieta / Turma do Flau in Recife am 8.01.25 

Der Stadtteil Brasília Teimosa in Recife ist von extremer Armut geprägt, etwa 15.000 Menschen leben auf engstem Raum in dieser Favela. Dort lernte ich bei meinem ersten Besuch in Brasilien vor 42 Jahren Schwester Aurieta kennen. Sie war schon damals eine sehr engagierte und großartige Person. Und sie setzt sich bis heute mit einer unglaublichen Energie für die sozialen Belange in ihrem Stadtteil ein, vor allem aber für Kinder und Jugendliche. Unglaublich insofern, weil man ihr diese Stärke aufgrund der zarten Gestalt zunächst nicht ansieht und zutraut.

 

Unterstützt wurde sie bisher vor allem durch den Aktionskreis Pater Beda. Diese Zusammenarbeit begann mit dem Kauf einer Eismaschine und einer Kühltruhe im Jahre 1982. Einige Kinder verkauften am nahe gelegenen Strand Boa Viagem das in Brasilien sehr geschätzte Flau, ein Wassereis verschiedener Geschmackrichtungen, das aus einer kleinen Plastiktüte geschlürft wird. Aurieta und einige weitere engagierte Menschen gründeten den Verein „Turma do Flau“, um diesen jungen Eisverkäufern eine Basis zu verschaffen und sie zu organisieren. Die Turma do Flau, das sind mittlerweile jedes Jahr etwa 60 Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 16 Jahren. Alle haben einheitliche T-Shirts, die das Zusammen-gehörigkeitsgefühl stärken. Bei der Herstellung des Eises wird auf eine gute Qualität und Hygiene geachtet. Schließlich sollen die kaufenden Touristen das Eis und damit auch die Kinder in guter Erinnerung behalten. 

Die Turma do Flau in der Anfangszeit in den 80er Jahren

Das Wassereis ist nur der Aufhänger, um die Kinder zu einer Gemeinschaft zusammen zu bringen. Aurieta und ihre beiden Kolleginnen Denise und Graça versorgen sie täglich mit einer warmen Mahlzeit, es gibt Unterricht am Computer, gemeinsame Spiele und Ausflüge und vieles anderes mehr. In der Turma do Flau zu sein, ist für diese Kinder wie ein Traum. Sie kommen alle aus sehr armen Familien, einige von ihnen lebten in der Anfangszeit noch auf der Straße. Das oberste Ziel ist es, den Kindern den Zugang zur Bildung zu ermöglichen und sie während der Schulzeit zu begleiten, dass sie nicht abbrechen.

 

Recife gehört zu den gefährlichsten Städten weltweit, die Kriminalität ist vor allem in den Armenvierteln sehr hoch. Kinder und Jugendliche werden von Milizen oder dem Drogenkommando angeheuert, viele geraten zwischen die Fronten der rivalisierenden Drogenbanden. Deshalb ist es auch keine Seltenheit, dass Minderjährige im Gefängnis landen. Die Polizei steht nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes, manchmal verliert man den Überblick wer von beiden schlimmer ist. Zu den Aufgaben von Aurieta, Denise und Graça gehört es deshalb auch, Kinder im Gefängnis zu besuchen, sich um deren Eltern zu kümmern und mit Richtern und Anwälten zu verhandeln.  

Aurieta mit ihren beiden Mitschwestern Graca und Denise

Dank ihrer mittlerweile 50 Jahre andauernden Arbeit hat sich die Situation in diesem Stadtteil deutlich verbessert. Ich durfte Aurieta einen Abend bei ihren Rundgängen begleiten. Sie kennt jede einzelne Familie „ihrer“ Kinder, und wenn etwas nicht in Ordnung ist, besucht sie diese. Sie macht eine Sozial- oder Stadtteilarbeit, die keinen Menschen verloren gibt. In ihrem Viertel kommt man keine 50 Meter weit, ohne dass jemand ihren Namen ruft und ein Schwätzchen halten will. Es dürften einige Tausend Kinder sein, die in der Vergangenheit in der Turma do Flau mitgemacht haben. Aus diesen Kindern sind Erwachsene geworden, die Aurieta sehr sehr dankbar sind für das, was sie für sie und ihre Familien getan hat. Auch hier haben Kinder eine Chance im Leben bekommen und nutzen sie.

Projektbesuch beim CEASM in Rio de Janeiro am 21.01.2025

 

Dieses Projekt wird schon seit vielen Jahren durch unsere Freunde von Ajuda unterstützt. Da seit längerem niemand mehr von ihnen dort war, habe ich dieses Projekt besucht. Es liegt in der Favela Complexo da Maré, eine Gegend, in die Taxifahrer nicht mehr sehr gerne fahren. Dort herrscht das Comando Vermelho, die größte Verbrecherorganisation Brasiliens, die ihr Geld vor allem im Drogenhandel macht. In der Favela leben heute 150.000 Einwohner in 16 comunidades.  Luíz, der Mitbegründer und Leiter des Vereins, hat sich den ganzen Tag Zeit genommen, um mir alles zu zeigen und die Aktivitäten zu erläutern.

Der Verein CEASM (Centro de Estudos e Ações Solidárias da Maré) wurde vor etwa 25 Jahren gegründet. Sein Schwerpunkt ist die schulische Bildung. Es werden jedes Jahr etwa 2.000 Schülerinnen und Schüler auf ihr Vestibular (Aufnahmeprüfung für die Uni) vorbereitet. Daneben gibt es eine Theatergruppe sowie Unterricht für Jüngere mit besonderer Ausrichtung auf ökologische Themen. Neben der pädagogisch-künstlerischen Arbeit hat der Verein schon in der Anfangszeit damit begonnen, ein Museum aufzubauen. Es dokumentiert die Zeit der Migration und zeigt, wie die Menschen damals gelebt haben. Zahlreiche Gegenstände, Fotos und ganze Lebensgeschichten wurden zusammengetragen. Eine sehr beeindruckende Sammlung, die durch Informationstafeln und Videos ergänzt und erläutert wird. Und inmitten all dieser ausgestellten Dinge befindet sich der Nachbau einer Hütte aus dieser Zeit. 

Der „Complexo da Maré“ ist ein typisches Beispiel für die Favelabildung in Brasilien. In den 60er/70er Jahren migrierten abertausende Familien aus dem Hinterland in die wirtschaftlich stark wachsenden Regionen und Großstädte. Weil in den Städten selbst kaum mehr Platz war, mussten die Menschen sich am Stadtrand ansiedeln. In Rio de Janeiro gibt es sehr viele Seen und Buchten, deshalb standen die Baracken teilweise am und auf dem Wasser. So bildeten sich die Pfahl-Favelas (palafitas), die wir auch aus Novos Alagados, Salvador kennen. 

Aus dieser Favela stammt übrigens auch Marielle Franco, Soziologin und politische Aktivistin, die 2018 ermordet wurde (siehe auch Wikipedia). Sie war eng mit den Gründern des CEASM befreundet. Ihr soll jetzt ein eigener Raum gewidmet werden, für den die Familie dem Museum viele persönliche Gegenstände vermacht hat. 

Weihnachtsrundbrief_2024_u.pdf
PDF-Dokument [1.4 MB]

Am 29. August war Bernardo Rosemeyer in Haltern und hat über seine Arbeit in den Elendsvierteln in Fortaleza berichtet

Seit fast 40 Jahren ist er mit seinem Verein "O Pequeno Nazareno" in den Elendsvierteln tätig. Angefangen hat Bernardo als Streetworker in Fortaleza, heute sind in seinem Verein mehr als 70 Sozialarbeiter, Pädagogen und Psychologen tätig, um sich vor allem für Kinder und Jugendliche einzusetzen. Neben der Arbeit in den Favelas gibt es auch ein Ausbildungszentrum für 240 Jugendliche, die später in den Arbeitsmarkt vermittelt werden.     

Ziel der Arbeit ist es, in den extrem bedürftigen Familien sozial sichere Verhältnisse zu schaffen, um den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive in ihrem Leben zu ermöglichen. Armut ist eine der wesentlichen Ursachen für Kriminalität, Gewalt und Prostitution. In vielen Favelas sind heute Drogenbanden tätig, die die Sozialarbeit erschweren. Bildung und sozial stabile Verhältnisse sind wichtig, um einem Abrutschen entgegenzuwirken. Der Verein "O Pequeno Nazareno" hat seine Aufgaben und Ziele in einem 
10-Punkte-Prgramm definiert:

1. Soziale und psychologische Betreuung von Frauen, in deren Familien ein oder mehrere Mitglieder umgebracht wurden

2. Soziale und psychologische Betreuung von minderjährigen, schwangeren Mädchen und Frauen 

3. Berufsausbildungszentrum und Vermittlung von Arbeit und Lehrstellen für Mädchen und Jungen im Alter von 14 bis 23 Jahren

4. Punktuelle humanitäre Hilfe im Bereich Gesundheit, Unterkunft und Ernährung

5. Vermittlung und Hilfe bei Behördengängen, Schuleingliederung, Ausstellung von persönlichen Dokumenten und Unterlagen

6. Durchführung und Gestaltung von sportlichen und kulturellen Angeboten, insbesondere Breakdance, Sportklettern und Fussball

7. Gründung und Begleitung von Jugendgruppen

8. Zusammenarbeit mit Gemeindevorstehern und Veranstaltung von Bildungsseminaren

9. Organisation und Durchführung von sportlichen und spielerischen Aktivitäten für Kleinkinder, Kinder und Jugendliche in den Elendsvierteln

10. Organisation und Durchführung von Demonstrationen und Protesten, um auf die Lebenssituation der Menschen in den Elendsvierteln aufmerksam zu machen und ihre Forderungen nach der Einhaltung elementarer Menschenrechte zu unterstützen 

 

Am 15.08. waren die beiden Halterner Vereine Ajuda und Brasilien-Cooperative eingeladen, im Vitus-Haus ihre Vereins- und Projektaktivitäten vorzustellen.

 

Vitus steht für Integration, Teilhabe und Solidarität - Ziele, die auch die beiden Brasilien-Gruppen uneingeschränkt teilen. In den Vorträgen und der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie notwendig die Solidarität mit bedürftigen Menschen ist. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dieses Treffen der Auftakt für eine engere Zusammenarbeit sein sollte.   

 

 

Nähere Infomationen findet Ihr auf der Seite von Vitus eV:

www.vitus-haltern.de

5. Juli 2024

 

In der comunidade Novos Alagados am Stadtrand von Salvador kümmert sich Emaús seit vielen Jahren um die sozialen und pädagogischen Belange von über 300 Kindern und Jugendlichen. Dies ist eine sehr wichtige Aufgabe, denn es entlastet die extrem einkommensschwachen Familien. Das Jugendheim Cluberê und die Kindertagesstätte Antonio Lazarotto wurden im Laufe der letzten drei Jahre renoviert und „laufen“ heute mit voller Auslastung. Das Angebot reicht vom Nachhilfeunterricht bis zu attraktiven Kursen wie Sport, Musik, Theater und Tanz. Auch die Küchen wurden renoviert, so dass die Kinder neben der pädagogischen Betreuung eine vollwertige Mahlzeit erhalten. Während die Heranwachsenden hier gut untergebracht sind, können Ihre Eltern in dieser Zeit ihrer Arbeit nachgehen.

 

In diesem Jahr soll nun die dritte wichtige Einrichtung, die Escola Popular, in den offiziellen Schulbetrieb zurückkehren. Bislang fehlten die personellen, finanziellen und institutionellen Voraussetzungen hierfür. Inzwischen haben die Erzieherinnen die notwendigen Abschlüsse an der Hochschule gemacht und die Escola Popular wurde als Verein eingetragen - beides Grundvoraussetzungen für die Schulbehörde, die Escola Popular als Schule anzuerkennen. Jetzt soll die Renovierung des Gebäudes folgen, und auch hierbei wird unsere Brasilien-Cooperative helfen. Der folgende ausführliche Bericht wurde von unseren Projektpartnern verfasst und beschreibt die Bedeutung und Notwendigkeit der Escola Popular für die comunidade.

Bericht Escola Popular.pdf
PDF-Dokument [837.4 KB]

25.Mai 2024

 

Ende Mai haben wir mit einer kleinen Ausstellung am 75. Jubiläum des Könzgenhaus in Haltern teilgenommen. Es ist eine verbandspolitische Bildungsstätte der KAB, der katholischen Arbeitnehmerbewegung. Das Könzgenhaus versteht sich auch als entwicklungspolitische Bildungseinrichtung, und so kam auch unsere Brasilien-Cooperative ins Spiel. Es waren über 300 Gäste aus Politik, kirchlichen Verbänden und anderen Einrichtungen vertreten. Eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen. 

Bernd, Martin, Lucky und Rainer mit Karl-Josef Laumann, dem Minster für Arbeit und Soziales in NRW

28. Februar 2024

 

Der Februar ist in Brasilien ein Monat der Feste und der Karneval bildet den krönenden Abschluss. Vor allem in Salvador ist es (anders als in Rio) ein Karneval der Straße, an dem Menschen aus allen Stadtteilen teilnehmen. Die öffentlichen Einrichtungen sind weitestgehend geschlossen, und das betrifft natürlich auch unsere Sozialprojekte. Jetzt, einige Tage nach der Karnevalswoche hat sich das Leben wieder normalisiert, die großen Ferien sind zu Ende und unsere Projekte haben ihren alltäglichen Betrieb wieder aufgenommen. Das ist für beide Seiten wichtig: für die Kinder und Jugendlichen und für deren Eltern. Viele leben in extremer Armut und sind auf diese Hilfe angewiesen. Allein die tägliche Schulspeisung ist für einige Familien ausschlaggebend, ihre Kinder in den Cluberê zu schicken. Dabei gibt es viele andere gute Gründe, die viele Eltern erst nach der Einschreibung ihrer Kinder freudig zur Kenntnis nehmen. 

Seit über 30 Jahren kümmern sich Margarida und Anna liebevoll um „ihre“ Kinder und leiten das Jugendzentrum Cluberê. Sie helfen den Kindern bei den Hausaufgaben, organisieren den Nachhilfeunterricht   und koordinieren die Kursangebote wie Sport, Musik, Tanz und Theater. In diesem Jahr sollen erstmalig Sprachkurse für Englisch und Spanisch hinzukommen. Eine gute Idee, denn der Tourismus in Salvador nimmt zu. Neben den beiden Leiterinnen sind weitere 7 Pädagogen/innen und eine Köchin im Cluberê tätig.

 

Direkt gegenüber dem Cluberê befindet sich die Kindertagesstätte São José Operário, in der jedes Jahr etwa 40 Kinder im Alter von 2 bis 5/6 Jahren untergebracht sind. Die älteren Kinder befinden sich in einem Vorschuljahr und lernen bereits hier das Alphabet. Das Gebäude wurde im letzten Jahr sehr gründlich renoviert, das Dach wurde teilweise erneuert und der hintere Teil des Gebäudes neu verputzt. Auch in der Kita gibt es eine Schulspeisung. 

Ende letzten Jahres ist auch der neu angelegte Schulgarten fertig geworden. Hier werden vor allem Gemüse wie Erbsen, Bohnen, Mais, Mandioka und Kräuter angebaut. Es ist ein Garten, in dem alle mithelfen können, Eltern, Lehrer und auch die älteren Kinder. Sie lernen, wie man aussät, Pflanzen bewässert, pflegt und erntet. Die Früchte des Gartens bereichern die Schulspeisung im Cluberê und in der Kindertagesstätte.

Das dritte Sozialprojekt ist die Escola Popular, eine Schule, die schon vor über 40 Jahren gebaut wurde. Sie ist für maximal 80-100 Kinder vorgesehen, in den letzten Jahren konnten allerdings drei von vier Klassenräumen aus baulichen Gründen nicht genutzt werden. In 2023 haben nur 24 Kinder die Escola Popular besucht. Die Schule wird in diesem Jahr renoviert und bis Ende des Jahres wieder voll funktionsfähig sein. 

Bericht der Projektpartner Emaús Novos Alagados
Ausführliche Informationen über die Aktivitäten und Fortschritte des Cluberê, der Kindertagesstätte und der Escola Popular in 2023
RELATÓRIO_2023_übersetzt.pdf
PDF-Dokument [742.9 KB]

Das folgende Video wurde 2022 von Lars Bussieck im Rahmen seines mehrmonatigen Praktikums bei unseren Projektpartnern Emaús in Novos Alagados (Salvador) gedreht. Es stellt sehr schön dar, in welchem Umfeld Emaús Novos Alagados tätig ist und welches die Ansätze sind, um die Lebenssituation der Menschen in der Comunidade zu verbessern.

Weihnachtsbrief
Weihnachtsbrief-Cooperative-2023.pdf
PDF-Dokument [1.0 MB]

4. Juli 2023

 

Liebe Brasilien-Freunde,

auf unserer Internetseite ist leider lange nichts passiert. Das bedeutet nicht, dass in unseren Projekten nichts passiert ist - ganz im Gegenteil. In den letzten Monaten wurden in unserem Jugendheim "Cluberê" nach gründlicher Renovierung auch die oberen Räume wieder in Betrieb genommen. Jetzt können neben Sport- und Musikunterricht wieder weitere Kurse angeboten werden. Es gibt auch ein aktuelles Video mit einem Rundgang durch den Cluberê. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die den Cluberê nutzen, liegt inzwischen bei über 200 und hat sich in etwa verdoppelt. Sehr schön ist der neu gestaltetete Sportplatz geworden, der Anfang des Jahres einen Kunstrasen bekommen hat und jetzt für verschiedene Ballsportarten genutzt werden kann.

Der Sportplatz im Cluberê 2022

... und so sieht er heute aus


Dem Cluberê gegenüber liegt die Kindertagesstätte "São João Operário- Antonio Lazarotto". Dieses Gebäude kommt jetzt im zweiten Halbjahr dran, es muss dringend renoviert werden. Das Dach muss ausgebessert und die  Aussenwände neu verputzt und werden. Hinter der Kinderkrippe liegt ein ca. 550 qm großes Grundstück, auf dem gerade ein neuer Garten entsteht. Mutterboden wurde aufgetragen und die ersten Beete sind angelegt. Es gibt zwei Wassertanks, die zur Bewässerung genutzt werden sollen. Diese müssen gesäubert werden und sollen dann nach der Regenzeit einsatzbereit sein. 

Das Gelände, auf dem der Schulgarten entsteht (im Hintergrund das Gebäude der Kindertagesstätte)

Geraldo von Emaús (links) und Adriano, Biologe und praktischer Gärtner 

 

Ein Gärtner ist auch schon gefunden: Adriano hat Biologie studiert und betreibt ganz in der Nähe seinen eigenen Garten. Er wird dem Team der Kinderkrippe und dem Cluberê mit Rat und Tat zu Seite stehen. Adriano kennt sich bestens aus mit Pflanzengemeinschaften, hat in seinem Garten Hühner und einige Bienenstöcke, und ist überzeugt davon, dass man Gärten rein ökologisch betreiben kann. Schon vor einigen Monaten hat er damit begonnen, Pflanzen anzubauen, die auch der Humusbildung des Bodens dienen. 

In unserem neuen Garten gab es am 24.06. - wie im Nordosten tradionell üblich - passend zu São João die erste Ernte von Qiabo, Bohnen und Mais.   

 

Zur Zeit laufen unsere Vorbereitungen für unser Jubiläum, unsere Brasilien-Cooperative feiert am 5. August ihren 40.-ten Geburtstag. Genau an diesem Tag vor 40 Jahren kamen mein Freund Ludger Backmann und ich von einem längeren Aufenthalt aus Brasilien zurück. Wir hatten uns damals vorgenommen, bei der Finanzierung des Kinderdorfes von Pater Arnold zu helfen. Aus diesen Anfängen ist letzlich die Arbeit der Brasilien-Cooperative erwachsen, die bis heute an über 20 Hilfsprojekten mitgewirkt hat. Und wir haben uns fest vorgenommen weiter zu machen, solange wir über die finanziellen Mittel zur Projektunterstützung verfügen. An tollen Projektideen und der Notwendigkeit für soziale Unterstützung mangelt es nicht. Wir werden Euch an dieser Stelle ab sofort wieder regelmäßiger über alle interessanten Vorgänge und Neuerungen auf dem Laufenden halten!

Bernd Kemper

 +  +  +  + Infos zu den Projekten  +  +  +  +  + 

Emaús Novos Alagados

Nicht alles, was die Ober- und Mittelschicht wegwirft, ist wirklich Müll. Viele Dinge lassen sich reparieren und recyceln. Genau hier setzt Emaús an: Viele brauchbare Dinge wie Kleidung, Möbel, Haushaltswaren und Elektro-geräte werden in eigenen Werkstätten repariert bzw. instand gesetzt und als Secondhand-Waren in der Favela verkauft. Bitte hier weiterlesen ..........

 

 

Jugendzentrum Cluberê

Seit dem Jahre 2011 fördern wir das Jugendzentrum Cluberê in Novos Alagados. Hier werden Sport-, Tanz-, Musik- und Capoeira-Unter-richt angeboten. Außerdem gibt es eine Hausaufgabebetreuung und Nachhilfeunter-richt. In der Favela sind oft beide Elternteile darauf angewiesen, den Familienunterhalt zusammen zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen sich auch außerhalb der Schulzeit sinnvoll und kreativ zu beschäftigen. Hier weiter lesen .....

Strassenkinder Pequeno Nazareno 

Bernardo Rosemeyer setzt sich seit über 35 Jahren für Strassenkinder in Brasilien ein. Sein Ansatz geht weit über die urspüngliche Arbeit in den drei Kinderdörfern hinaus: mit seinem Team hilft er nicht nur Strassenkindern, sondern auch vielen sozial benachteiligten Familien. Ab April 2020 beginnt nun ein neuer Abschnitt für den Pequeno Nazareno: in einer Favela nahe des Hafens von Fortaleza wird ein neues Projekt in Angriff genommen. Hier geht's weiter...........

 

 

 

 

Außerdem sind wir jetzt auch auf Instagram: brasiliencooperativehaltern

Nach der Datenschutz-Grundverordnung sind auch wir verpflichtet, auf die Rechtmäßigkeit der Erhebung, die Transparenz im Umgang, die Auskunftsrechte der Betroffenen und die Zweckbindung der von uns erhobenen Daten unserer Spender und Mitglieder hinzuweisen. Für uns gilt das Prinzip der Datenminimierung, das heißt wir erheben nur die unmittelbar für unsere Vereinszwecke notwendigen Daten, die im Übrigen auch nicht an Dritte weitergegeben werden. Weitere Einzel-heiten findet Ihr unter dem Menüpunkt Datenschutz.

 

 

 

 

 

 

 

 

Brasilien-Cooperative-Haltern eV
Recklinghäuser Str. 21
45721 Haltern am See

Kontakt

Tel.: 02364-168019

Email: info@brasilien-cooperative.de oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

Druckversion | Sitemap
© Brasilien-Cooperative-Haltern eV