Projektbesuch beim CEASM in Rio de Janeiro am 21.01.2025
Dieses Projekt wird schon seit vielen Jahren durch unsere Freunde von Ajuda unterstützt. Da seit längerem niemand mehr von ihnen dort war, haben wir dieses Projekt besucht. Es liegt in der Favela Complexo da Maré, eine Gegend, in die Taxifahrer nicht mehr sehr gerne fahren. Dort herrscht das Comando Vermelho, die größte Verbrecherorganisation Brasiliens, die ihr Geld vor allem im Drogenhandel macht. In der Favela leben heute 150.000 Einwohner in 16 comunidades. Luíz, der Mitbegründer und Leiter des Vereins, hat sich den ganzen Tag Zeit genommen, um mir alles zu zeigen und die Aktivitäten zu erläutern.
Der Verein CEASM (Centro de Estudos e Ações Solidárias da Maré) wurde vor etwa 25 Jahren gegründet. Sein Schwerpunkt ist die schulische Bildung. Es werden jedes Jahr etwa 2.000 Schülerinnen und Schüler auf ihr Vestibular (Aufnahmeprüfung für die Uni) vorbereitet. Daneben gibt es eine Theatergruppe sowie Unterricht für Jüngere mit besonderer Ausrichtung auf ökologische Themen. Neben der pädagogisch-künstlerischen Arbeit hat der Verein schon in der Anfangszeit damit begonnen, ein Museum aufzubauen. Es dokumentiert die Zeit der Migration und zeigt, wie die Menschen damals gelebt haben. Zahlreiche Gegenstände, Fotos und ganze Lebensgeschichten wurden zusammengetragen. Eine sehr beeindruckende Sammlung, die durch Informationstafeln und Videos ergänzt und erläutert wird. Und inmitten all dieser ausgestellten Dinge befindet sich der Nachbau einer Hütte aus dieser Zeit.
Der „Complexo da Maré“ ist ein typisches Beispiel für die Favelabildung in Brasilien. In den 60er/70er Jahren migrierten abertausende Familien aus dem Hinterland in die wirtschaftlich stark wachsenden Regionen und Großstädte. Weil in den Städten selbst kaum mehr Platz war, mussten die Menschen sich am Stadtrand ansiedeln. In Rio de Janeiro gibt es sehr viele Seen und Buchten, deshalb standen die Baracken teilweise am und auf dem Wasser. So bildeten sich die Pfahl-Favelas (palafitas), die wir auch aus Novos Alagados, Salvador kennen.
Aus dieser Favela stammt übrigens auch Marielle Franco, Soziologin und politische Aktivistin, die 2018 ermordet wurde (siehe auch Wikipedia). Sie war eng mit den Gründern des CEASM befreundet. Ihr soll jetzt ein eigener Raum gewidmet werden, für den die Familie dem Museum viele persönliche Gegenstände vermacht hat.